Die Mountainbike-Trailbauer vom Bikepark Bad Wildbad

In mühevoller Handarbeit zimmert das Team vom Adventure Bikepark Bad Wildbad anspruchsvolle Downhillstrecken für Mountainbiker in den Schwarzwald. Wir haben den Trailbauern beim Anlegen einer Steilkurve über die Schulter geschaut.


"Wer Begeisterung und Spaß mitbringt, ist bei uns richtig."

- Heiko Rittmann und Alexander Heselschwerdt, Geschäftsführer vom Adventure Bikepark Bad Wildbad



Die größte Steilkurve des Bikeparks entsteht

Heute ist Bau-Tag im Adventure Bikepark Bad Wildbad. Kein Rad schießt mit Tempo ins Tal, niemand springt über mannshohe Rampen, kein Hinterreifen sucht auf wurzeligem Untergrund nach Traktion. Die Geschäftsführer Alexander Heselschwerdt (31) und Heiko Rittmann (33) und ihr Team haben ihre Mountainbikes gegen Ketten- und Handkreissägen, Akkuschrauber und Schlagbohrer eingetauscht. Zu Fuß tragen sie ihre Werkzeuge die steile Strecke hoch. Die zweieinhalb Meter langen Holzdielen werden per Quad transportiert.

Denn heute soll er fertig werden, der „Perfect Drive, die größte Steilkurve des Bikeparks. Sie befindet sich im oberen Drittel des „Wackenhut Star Trail“, einem von sechs Trails vor Ort. Der gehört zur mittelschweren Kategorie, ist bei ambitionierten Amateuren ebenso beliebt wie bei den Profis und enthält technisch unterschiedlichste Passagen: schnelle Abschnitte und schmale, anspruchsvolle Wege aus Holzbalken. Jetzt kommt die Steilkurve noch dazu.


Leidenschaft fürs Handwerken

Zwei Tage Vorarbeit waren nötig, um das Gelände für den Bau vorzubereiten: den genauen Radius zu definieren und mit Schnüren zu markieren sowie Löcher in den Boden zu bohren und die hölzerne Unterkonstruktion zu bauen, auf die dann die Fichtendielen als Fahrbelag aufgebracht werden.

Beim Bretterverlegen wird klar: Die Teammitglieder sind nicht nur auf dem Rad technisch versiert. „Wir haben alle eine Leidenschaft fürs Handwerken. Hier im Bikepark ist immer etwas zu tun“, sagt Alex. „Wir brauchen hier keine Fachkräfte – wir brauchen Begeisterte! Den Rest bringen wir ihnen bei.“

Zehn Personen arbeiten hier, davon sechs Vollzeitkräfte. Gerade ist die Arbeitsbelastung hoch, denn der MTB-Bikepark bekommt eine neue Heimat: das alte Hallenbad von Bad Wildbad. Hier entstehen „Basisstation“, Radverkauf und Werkstatt.


Mit Shuttlebussen geht’s hinauf

Für ihre Besucher tun Alex und Heiko alles. Und bieten ihnen größten Komfort. Nach der Abfahrt muss keiner den Berg wieder hochstrampeln. In Bad Wildbad geht es für Biker und Bikes mit kleinen Shuttlebussen nach oben. Sie überwinden die 385 Höhenmeter hinauf auf den Sommerberg in gerade mal sechs Minuten.

Am Steuer sitzen die Chefs persönlich. „Hier bekommt man immer direkt das Feedback der Leute“, erzählt Heiko. „Das ist mir unheimlich wichtig.“ An guten Tagen zieht der Bikepark rund 240 Gäste an, im Schnitt sind es 100 pro Tag. Etwa die Hälfte sind neue Besucher, oft aus weit entfernten Ecken Deutschlands oder auch aus dem Ausland. Etwa ein Viertel sind Frauen – ein hoher Wert für Bikeparks.


Tourismusmagnet Bikepark

Der Adventure Bikepark ist eine wichtige Säule für den Tourismus der Region geworden. Kein Wunder also, dass Heiko und Alex mit der Stadt – vom Tourismusamt über die Baubehörde bis hin zum Forst – ein enges, partnerschaftliches Verhältnis pflegen.

Sämtliche Zäune und Geländer sind selbst gebaut, alle mit Holz aus dem Wald. „Wenn irgendwo in der Nähe Bäume gefällt werden, rufen die Forstmitarbeiter uns an und sagen, wo wir die Äste aus der Krone abholen können. Die werden auf einem großen Haufen gesammelt, und wir ziehen sie dann mit dem Quad raus. Das ist wie Mikado“, lacht Alex.

Auch das Holz, das sie in der Steilkurve verbauen, kommt aus den heimischen Wäldern. Und ist von der Bikepark-Crew selbst bearbeitet – vom Fällen der Fichten über das Entrinden mit speziellen Maschinen bis hin zum Hobeln in die richtige Form und Größe.


Der Flow ist entscheidend

Was das Handwerkliche angeht, ist also alles klar. Doch worauf kommt es aus Fahrersicht bei so einer Steilkurve an? „Direkt davor hat man ein brutal schnelles Stück. Und diese Geschwindigkeit will man mitnehmen und erhalten. Die Steilkurve muss also für hohe Geschwindigkeiten geeignet sein“, erklärt Elvin Hepp. Mit 17 Jahren ist er einer der Jüngsten im Team und zusammen mit Marco Saiz (33) einer der beiden Trainer.

Fahrer wie Elvin beraten Alex und Heiko und achten darauf, dass der Flow passt. Also dass sich ein Trail harmonisch fahren lässt. „Man kann Elemente sehr taktisch einsetzen. Manche sollen die Geschwindigkeit drosseln, andere eher aufbauen. Mal geht es darum, den Flow beizubehalten, mit Wippen oder schmalen Passagen hingegen geht man eher auf technische Aspekte“, sagt Elvin.


Abfahrt nur mit Helm und Protektoren

Auch die Sicherheit hat natürlich einen hohen Stellenwert. Auf die Trails darf nur, wer einen Fullface-Helm sowie einen Rücken- und einen Brustprotektor trägt. Wem Sprünge zu hoch, Kurven zu steil und Passagen zu eng sind, der hat meist die Möglichkeit, die Hindernisse auf einem einfacheren Stück zu umfahren, der „Chicken-Line“.

Elvin hat sich inzwischen Protektoren und Helm angezogen und wartet auf das Zeichen. „Kannst starten“, ruft Alex. Elvin tritt in die Pedale, baut schnell Geschwindigkeit auf, rast in die Steilkurve. Der Kurveneingang passt schon mal perfekt.

Elvin geht direkt zum „Wallride“ über und fährt die senkrechte Wand entlang, um wenige Meter weiter wieder auf die neu verlegten Dielen zu kommen und geschmeidig den Kurvenausgang zu nehmen. „Yeah!“ schallt es durch den Schwarzwald. Generalprobe geglückt. Die Steilkurve ist nun offizieller Bestandteil des Adventure Bikeparks Bad Wildbad.


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