Kitebuggys bauen zum Hobby gemacht

Auf einem stählernen Dreirad über den endlosen Strand von Römö in Dänemark zu jagen, einen Lenkdrachen als Zugpferd – das hat Christian Eichler sofort fasziniert. Heute baut der Rendsburger Ingenieur in seiner Werkstatt selbst Highend-Kitebuggys.

Fotos: Oliver Raatz
 


"Das ist toll: sich im Kitebuggy nur von der Naturkraft des Windes über den Strand ziehen lassen!"

- Christian Eichler


Höchste Konzentration beim Schweißen

„Halbe Sachen gibt’s bei mir nicht“, sagt Christian Eichler und wirft sein Schweißgerät an.

Darum heißt es jetzt auch: höchste Konzentration. Denn Schweißnähte sind dem 43-Jährigen heilig. „Aber da ist noch Luft nach oben“, räumt er lachend ein, als er sein Kunstwerk begutachtet.

Das „Kunstwerk“, wie er selbst seine Bauten bezeichnet, ist eine Deichsel. Denn Christian baut und fährt in seiner Freizeit Kitebuggys. Das sind dreirädrige Fahrzeuge, die von einem großen Lenkdrachen gezogen werden.

Schauplatz: kilometerlange und -breite Sandstrände, auf denen es sich hin- und hercruisen lässt.


Die Kraft des Windes nutzen

„Das ist toll: sich nur von der Windkraft ziehen zu lassen!“, schwärmt Christian. „Für mich der perfekte Ausgleich zu meinem Job als Vermessungsingenieur.“

Mit bis zu 80 Stundenkilometern fliegt der Wahl-Rendsburger über die Strände, am liebsten über den Sonderstrand auf Römö in Dänemark.

Bei solchem Tempo müssen die Buggys einiges aushalten. Mithilfe selbst skizzierter Pläne legt Eichler Form und Größe der Bauteile für den Kitebuggy fest. Dann wird angerissen, geflext und geschweißt. Die Deichsel hat er schnell gebaut; die Seitenholme aus Stahl zu biegen ist für ihn dabei am schwierigsten. „Die Form muss stimmen, sonst kann ich den Rundstahl an der Deichsel nicht passgenau aufs Flacheisen schweißen.“


Kitebuggy fahren auf Römö

An seinem heutigen Homespot auf Römö hat 2014 alles angefangen.

Christian war mit Frau und Kindern im Urlaub. Am Strand entdeckten die vier ein paar Kitebuggy-Fahrer.

Als er schließlich selbst einen Lenkdrachen in die Luft warf und zum ersten Mal – ohne Buggy – den Zug in den Leinen spürte, war es um ihn geschehen. „Das hat sich magisch angefühlt, fast schwerelos.“ Mit einem gebraucht gekauften Kitebuggy kam er kurze Zeit später nach Römö zurück.

Doch hier gab es die erste Lektion seiner Kitebuggy-Karriere. „Das Gefährt brach ständig aus.“


Jeder Kitebuggy ist eine Maßanfertigung

Er nahm seinen ersten Kitebuggy, analysierte ihn und baute ihn um. „Für meinen Sohn. Für den hatte es die perfekte Größe und ließ sich nach dem Umbau gut und sicher fahren.“

Seither schraubt und schweißt er in seiner Werkstatt, baut neue Kitebuggys oder passt an. „Vor allem für Kinder oder zierliche Frauen gibt es eigentlich keine passenden Modelle zu kaufen“, erklärt Christian.

Deshalb ist jeder Kitebuggy von ihm eine Maßanfertigung. Mit viel Liebe zum Detail entwirft er am Rechner aufwendige Klebefolien, um den Buggy hübsch zu machen.


Kunstwerk Kitebuggy

Auf einem selbst gebauten Kitebuggy-Jig, also einer Konstruktion, die die Einzelteile bei der Montage genau an der richtigen Stelle positioniert, setzt Christian schließlich den Rohbau zusammen.

Die Reifen kauft er gebraucht, und der Sitz ist eine Spezialanfertigung. Und auch die Gabelseitenplatten mit den unterschiedlich großen Öffnungen lässt er sich mittlerweile lasern. „Das war einfach zu viel Aufwand.“

Nachdem die seitlichen Raceplates aus Alu-Dibond, die Räder und der Sitz montiert sind, sieht der Kitebuggy fertig aus. Allerdings noch ziemlich nackt. „Erst mit der Pulverbeschichtung und den selbst designten Mustern ist das Kunstwerk perfekt“, strahlt Christian.


Kitebuggys zum Selbstkostenpreis

Fünf dieser Buggys Marke Eigenbau hat er bereits unter die Leute gebracht – zum Selbstkostenpreis. „Normalerweise kostet ein Buggy so um die 2000 Euro. Ich mache das für gute Freunde und Bekannte und lasse mir gerade mal das Material bezahlen.“

Ins Kitebuggy-Business möchte er nicht gehen. „Nee, dann ist da ja Druck hinter, dann gehen Spaß und Kreativität flöten.“

Lieber erfreut er sich an den leuchtenden Augen der kleinen und großen Kitebuggy-Fahrer und -Fahrerinnen, wenn er auf Römö am Strand gegen sie und seine eigenen Kreationen um die Wette fährt.

Mehr Infos unter kinderkitebuggy.jimdo.com .


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