Instrumentenbau aus Blechdosen und Holzkisten

Nicolas Baginsky ist ein echter Tausendsassa. Der Hamburger Künstler baut in seiner Werkstatt aus Holz, Dosen und anderen Recycling-Materialien Instrumente wie Ukulelen und Gitarren. Wir haben ihn besucht.


"Ich sammle handwerkliche Fertigkeiten. Mich reizt die Herausforderung jedes neuen Gewerks. Oft lässt sich ein Problem nur lösen, wenn man ein Werkzeug selbst baut."

- Nicolas Baginsky, Instrumentenbauer



Auf der Suche nach dem perfekten Klang

Bereits als Jugendlicher versuchte sich Nicolas Baginsky erstmals am Bau einer Violine. Doch nach der Schule arbeitete er zunächst in einer Theaterwerkstatt, als Möbeldesigner, in der Feinmechanik und sogar als Goldschmied und documenta-Künstler – bis er schließlich eher zufällig zum Instrumentenbau zurückfand.

Seine erste Ukulele entstand als Fingerübung spontan mit einer Dose als Resonanzkörper – und überzeugte durch einen überraschend satten Klang. Von diesem Erfolg angestachelt, experimentierte Baginsky weiter.

Heute plant er seine Saiteninstrumente akribisch am Computer, tüftelt am perfekten Klang und baut die Instrumente schließlich aus Holz, Dosen und anderen Materialien in seiner Hamburger Werkstatt.


Klangvolles Dosen-Recycling

Vor mehr als 30 Jahren zog Baginsky in das Kreativhaus am Kanal – und hat seine Instrumente nach und nach perfektioniert.

Seine Ukulelen basieren auf einer afrikanischen Recycling-Idee: Aus einem Motorölkanister, einem Brett und Saiten etwa kann dort eine Gitarre entstehen. „Die Technik wirkt auf den ersten Blick krude, ist aber allerfeinst ausgearbeitet“, erklärt Baginsky. Er entschied sich für eine Olivenöl-Dose als Klangkörper, weil die Größe einfach ideal ist.

Inzwischen hat Baginsky auch viele andere Dosen in Instrumenten-Korpusse verwandelt. Auf Flohmärkten, auf Reisen und im Internet ist er stets auf der Suche nach ausgefallenen Büchsen mit guten Klangeigenschaften.


Zigarrenkisten aus Holz für Techno-Partys

Auch Zigarrenkisten aus Holz recycelt der Instrumentenbauer gerne. In seiner Werkstatt präsentiert er ein klangvolles Instrument, das aus einer solchen Schachtel und einem Stück Bambusrohr entstand.

Ein anderes Exemplar besteht aus seiner Zigarrenbox und Gummiringen und war ursprünglich als Geburtstagsgeschenk für den Sohn gebaut worden. „Man kann das Instrument auch stimmen. Dann hat man bis zu acht Töne darauf, die man zupfen oder mit Schlägen spielen kann.“

Die kleine Holzbox hat sogar einen Anschluss für einen Verstärker – und ist unter Baginskys Fans inzwischen eine kleine Berühmtheit: Sogar einige Techno-Musiker haben die Box bei ihm bestellt, weil der Sound in der Szene gut ankam.


Große Liebe zum Werkstoff Holz

Seine Kunden schätzen vor allem die Präzision, mit der Baginsky bei seiner Arbeit vorgeht, seine exquisiten, selbst gebauten Tonabnehmer sowie die Originalität seiner Kreationen. Viele wenden sich an ihn, weil sie sich ein individuelles Instrument wünschen. Andere geben Reparaturen oder Restaurationen in Auftrag.

Dabei erblühen vermeintlich unbrauchbare Instrumente wieder zu neuem Leben. Denn Baginsky kennt die Details, auf die es ankommt. So mancher Kunde ist schon in Begeisterungsstürme ausgebrochen, wenn er seine verloren geglaubte, 20 Jahre alte Fender-Gitarre wieder spielen konnte. „Beim Auseinanderbauen von Instrumenten lernt man viel. Jedes Mal ist es wie eine Lehrstunde für mich“, sagt Baginsky, der unheimlich gerne mit Holz arbeitet.

Er bearbeitet das Material am liebsten mit scharfen Schnittwerkzeugen, dann „flutscht es auch, frei formgebend, bei vollem Risiko“. Eines seiner liebsten Werkzeuge ist die Ziehklinge. „Damit kann man hauchfeine Späne wahnsinnig kontrolliert abhobeln.“


Holzpflege auf natürliche Art

Baginsky verwendet viele verschiedene Holzarten für seine Instrumente. Unter dem Markennamen „Ki“ (kurz für „Killer-Instruments“, der Name einer befreundeten Band) hat er unter anderem eine Stahlsaiten-Ukulele aus hochwertigem Eichen- und Ebenholz entworfen.

Generell legt er Wert auf ungiftige Materialien und verwendet zum Beispiel für die Holzpflege ausschließlich hochwertige biologische Öle. Für einen optimalen Klang des Instruments sei eine gute Pflege unabdingbar, erklärt der Experte, der stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist.

Sein Meisterstück, so sagt er, sei derzeit die Mini-Ukulele. Sie entstand als Auftragsarbeit für einen Japaner, der das Instrument auch auf Reisen mitnehmen und überall spielen wollte, ohne sein Umfeld zu stören. Baginsky konstruierte ein kleines Instrument mit eigenem Koffer, bei dem sich durch die Abnahme der Rückseite die Lautstärke reduzieren lässt. Darüber hinaus lassen sich dank eingebautem Tonabnehmer sogar Kopfhörer anschließen. Ein Clou, der auch dem Konstrukteur selbst gefällt.


So pflegen Sie Holz richtig

Nur gut gepflegtes Holz bleibt schön und strahlt auf Dauer Natürlichkeit aus.

Nicolas Baginsky verwendet zur Versiegelung und Pflege der hölzernen Bestandteile seiner Instrumente ausschließlich Bio-Hartholzöle. Sie werden nachhaltig hergestellt, sind frei von Schadstoffen und betonen die natürliche Struktur des Holzes.

Holzbestandteile von geölten Instrumenten und Möbeln regelmäßig mit einem weichen, trockenen Tuch vom Staub befreien oder gegebenenfalls das Tuch mit etwas Wasser anfeuchten. Auf aggressive Reinigungsmittel, Scheuer- und Mikrofasertücher verzichten, da sie die Oberfläche beschädigen können.

Wenn die Oberfläche trocken und spröde wird, also nach etwa drei bis vier Monaten, sollten Sie das Holz nachölen. Dafür das Öl mit einem Pinsel oder einen Baumwolllappen in Faserrichtung auftragen, trocknen lassen und Ölreste dann mit einem weichen Lappen entfernen.

Für lange Haltbarkeit sollten Sie auf eine konstante Luftfeuchtigkeit in der Umgebung achten und direkte Sonneneinstrahlung möglichst vermeiden.


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