Hühner halten im Garten: Erfahrungsbericht plus 9 wichtige Tipps

Jeden Tag frische Eier: Unser Autor Wolf-Christian Fink erzählt vom wunderbaren Abenteuer, sich eigene Hühner im Garten zu halten – und gibt wichtige Tipps zu Futter, Pflege und Platzbedarf.

Wache Äuglein, zappelige Füßchen

Irgendwann habe ich mich verknallt. In eine Handvoll gesprenkelter Plüschbälle mit wachen Äuglein, zappeligen Füßchen und Stummelflügeln. Es waren Hühner, „Ostfriesische Möwen“, eine alte und robuste Rasse, gut geeignet für unser Nordseeklima hier im Dorf Röst südlich von Heide, und sie standen zum Verkauf. Eigentlich hatte ich mit Hühnern bis dahin nicht viel anfangen können. Hühner sind doof, stinken und fangen sich unappetitliche Krankheiten ein, war meine Vorstellung. Und Bio-Eier? Gibt’s im Supermarkt.

Doch die Küken zogen bei uns ein. Auf einem Fundament aus Brechsand und Waschbetonplatten verschraubten wir einen Standard-Drei-Quadratmeter-Gartenschuppen aus dem Katalog. Gepimpt wurde das Ganze mit einer kleinen, überdachten Bretterveranda, in die wir Besenstiele als Open-Air-Sitzstangen montierten. Das Gerippe eines ehemaligen Folien-Gewächshauses wurde, mit Drahtgeflecht überzogen, ein feines Auslaufgehege.


Hühnerhaltung: Keine pralle Sonne, kein Dauerschatten

Wir wussten: Der Standort unseres Hühnerstalls sollte auf jeden Fall weder pralle Sonne, starken Wind noch Dauerschatten abbekommen. Auch nicht so gut sind dauerfeuchte Böden, denn Hühner buddeln gerne Kuhlen, in denen sie ein Schläfchen machen oder sich mit Staubbädern das Gefieder pflegen.

Je größer das Huhn, desto tiefer seine Kuhle. Also mussten wir darauf achten, dass der Gitterdraht ausreichend tief im Boden versenkt und am besten noch unten beschwert wird. Wir haben dafür Feldsteine genommen, damit die Buddel-Gefahr gebannt ist. Denn gegraben wird nicht nur von innen, sondern manchmal auch von außen – zum Beispiel von Todfeinden wie Füchsen und Mardern.


Notheizung für frostige Tage

Die Winter hat unsere gefiederte Truppe bisher gut überstanden. Auch bei Frost waren sie draußen und bester Laune. Sie haben sogar weiter Eier gelegt, was keine Selbstverständlichkeit ist. Normalerweise schrumpft die Eierproduktion in der dunklen Jahreszeit und kann, je nach Rasse, auch mal ganz ausbleiben.

Beim Stallbau sollte man die Kälte einkalkulieren und für den Notfall eine Steckdose für eine kleine Heizung in der Nähe haben. Für moderatere Wintertefmperaturen reicht die Eigenwärme der Stallbewohner. Doch wenn die Frostgrade zweistellig werden, möchten Hühner keine kalten Füße. Auch das Trinkwasser in der Hühnertränke ist dann mehrmals am Tag zu wechseln, damit es nicht einfriert. Wir haben außerdem die Schuppenwände von innen mit Steinwolle und OSB-Platten gedämmt. Dazu gab‘s ein Dach aus Teerpappe.


Wie viel Platz braucht ein Huhn?

Hühner sind nicht besonders anspruchsvoll. Sie können viel aushalten, nur eines nicht: zu wenig Platz. Auf Enge reagieren Hühner mit Aggression und Hysterie. Ihre natürliche Hackordnung führt zu Verletzungen, und sie werden anfällig für Krankheiten. Deshalb: im Gehege mindestens ein Quadratmeter für jedes Tier einplanen! Im Stall kann es dann auch weniger sein, sie kuscheln sowieso gern miteinander.

Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, ob es ihnen gut geht. Wenn sie gemütliche kleine Laute – sie beherrschen um die 30 – von sich geben, friedlich vor sich hin scharren und dann und wann etwas Fressbares aus dem Futterautomaten oder der Erde picken, ist ihre Welt in Ordnung.


Nach einem halben Jahr gibt’s die ersten Eier

Und wann kommen die ersten Eier? Bei uns hat es ein halbes Jahr gedauert, bis sie auf den strohbedeckten Etagen im Stall lagen. Ungefähr ebenso lange brauchte der Hahn, um seine Stimme zu finden. Bald krähte er mit den Nachbarhähnen um die Wette, und wir haben jetzt so viele Eier, dass wir sie manchmal verschenken – als friedenstiftende Maßnahme bei lärmempfindlicher Nachbarschaft.

Sechs oder sieben Jahre alt können Hühner werden, doch mit dem Eierlegen ist schon vorher Schluss. Wir sind fest entschlossen, sie in Ruhe altern zu lassen, selbst wenn keine Eier mehr im Nest liegen. Schlachten ist keine Option. Und da wir uns für Rassehühner entschieden haben, sind wir sowieso im Vorteil – denn sie legen länger als normale Hybriden vom Bauern.


Hühner halten im Garten: 9 wichtige Tipps

Das richtige Futter, die nötige Pflege, und braucht es zwingend einen Hahn? Hier die wichtigsten Tipps für Hühnerhalter – und die, die es mal werden wollen.

 

  1. Ein Hahn ist nicht nötig, um Eier zu erhalten. Er sorgt allerdings für ein ausgeglichenes Miteinander der Hühnerschar – Stichwort: Hackordnung. Und wer Nachwuchs möchte oder züchten will, braucht ihn auch, den Hahn.

  2. Eine Genehmigung für die private Hühnerhaltung ist nicht notwendig. Sie müssen aber Ihre Tiere beim Veterinäramt anmelden. Und holen Sie das Einverständnis der Nachbarn ein, am besten schriftlich. Gerade der tägliche Hahnenschrei am frühen Morgen kann die gute Nachbarschaft auf eine harte Probe stellen.

  3. Alle Hennen fangen irgendwann an zu glucken. Dann sitzen sie fest auf den Eiern, legen keine weiteren und rühren sich nicht von der Stelle. Wenn sie nicht brüten sollen, Eier wegnehmen und Huhn auf den Boden setzen.

  4. Die Kükenaufzucht ist nicht ganz einfach. Darüber informiert am besten – wie auch über alle anderen praktischen Themen – der örtliche Rassegeflügelzuchtverein. Infos über den Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter.

  5. Das richtige Futter gibt es im Landhandel. Am liebsten mögen Hühner Getreidekörner und freuen sich einmal in der Woche auch über eine Extraportion (getrocknete) Mehlwürmer. Dazu stehen sie auf alles Grüne und Reste aus der Küche: Kartoffeln, Reis, gekochtes Gemüse und Brot. Beliebt sind zudem Spaghettireste (ohne Soße). Und klar: Vergammeltes kommt nicht infrage.

  6. Gute Pflege ist Pflicht: Mindestens einmal pro Woche muss der Stall gründlich ausgemistet und neu eingestreut werden.

  7. Nicht viel Platz im Garten? Dann können Zwerghuhnrassen die Lösung sein. Eier gibt‘s zwar nur in Größe XS, sie sind aber genauso gut. Große Rassen laufen zwar weniger, benötigen aber im Stall erheblich mehr Fläche.

  8. Fachliteratur zu besorgen, ist sinnvoll. Unser Tipp: „Hühner halten – das Rund­um Sorglos-Paket“, erschienen bei Gräfe und Unzer, 2015, 64 Seiten, 9,99 Euro.
     
  9. Über Ausbrüche der Vogelgrippe informieren die Kreisverwaltungen und Vereine. Auf alle Fälle sollte das Gehege mit Maschendraht abgedeckt sein, über den notfalls Folie gelegt werden kann. Registriertes Rassegeflügel wird beringt und ist damit vor dem Keulen geschützt.

 


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