Perfekte Griffe für die selbstgebaute Kletterwand

Einige der besten Klettergriffe kommen aus Tirol – top für Wettkämpfe und ideal für das Boulder-Training zu Hause. Ein Besuch bei Squadra Climbing Holds.

"Es ist wie bei einem Bildhauer: Man beginnt mit einem großen Stück des Ausgangsmaterials und erschafft etwas völlig Neues daraus."

- Gerhard Hörhager, Kletterer und Griffdesigner


Exportschlager: Klettergriffe von Squadra

Ringsherum traumhaftes Alpenpanorama. Wäre da nicht dieser Nebel. Er verbirgt, was der Fels der Tiroler Alpen bietet: zahlreiche Kletterklassiker – Routen, die Generationen von Bergsportlern begeistert und herausgefordert haben. Hier im kleinen Örtchen Thaur, keine Viertelstunde von Innsbruck entfernt, gibt es ebenfalls Klassiker des Klettersports. Allerdings künstliche.

In einem schönen und zugleich unscheinbaren Holzcontainer befindet sich die Werkstatt von Squadra Climbing Holds. Die Firma stellt Klettergriffe her, die in Hallen auf der ganzen Welt zu finden sind und bei ziemlich jedem internationalen Turnier für guten Halt sorgen. Hier entstehen nicht nur Griffe, sondern auch Bewegungen und Herausforderungen, manifestiert in geometrischen Formen.

Gegründet wurde Squadra Climbing Holds im Jahr 2010 von Reini Fichtinger, Gerhard Hörhager und Nando Plötzeneder. Fichtinger ist neben seiner Arbeit bei Squadra auch professioneller Routenbauer für den Klettersport, Hörhager ein passionierter Kletterer und Plötzeneder ein ehemaliger Snowboardprofi.


Shapen: das eigentliche Kunsthandwerk

Das Ausgangsmaterial für die Griffe besteht aus einem speziellen Schaumstoff. Daraus werden Quader geschnitten, die etwa der Größe des späteren Klettergriffs entsprechen – zwischen einem Meter und wenigen Zentimetern ist alles möglich. Was folgt, ist das eigentliche Handwerk und die Kunst bei der Entstehung der Klettergriffe: das Shapen. Darunter versteht man das Modellieren und Ausarbeiten der Griffform. Hierfür sind Reini und Gerhard in ihrem Werkstattcontainer zuständig.

Bei der Arbeit mit Atemschutzmaske und Ganzkörperschutzanzug kommt so ziemlich alles zum Einsatz, was dazu geeignet ist, Material abzutragen und eine filigrane Form vorzugeben. Darunter:

  1. kleine Säge
  2. Dremel mit verschiedenen Aufsätzen
  3. stählernes Modellierwerkzeug, das eigentlich für die Arbeit mit weichem Ton verwendet wird
  4. Schleifvlies oder auch einfach Schleifpapier

Gefertigt werden die Klettergriffe von Squadra Climbing Holds dann in den USA, Slowenien und dem bayerischen Rosenheim bei Firmen, die sich auf die Produktion von Klettergriffen aus Polyurethan (PU), Polyester und Holz spezialisiert haben.


Vielfalt für Profis und Boulder-Einsteiger

Bereits beim ersten Shapen achten die Männer genau darauf, in welchen Winkeln der Griff sich später halten lässt und wie viel Reibung (Grip) er bietet. Reini kennt sich mit der hohen Kunst der Griffgestaltung und des Routenbaus bestens aus, schließlich schraubt er seit vielen Jahren Routen für Weltcupveranstaltungen.

Reini kreiert also Kletteraufgaben, an denen sich die Weltelite messen muss. Die Griffe von Squadra gehören nicht zu den einfachsten, aber durch ihre Vielfalt eignen sie sich für Weltcups ebenso wie für das Kletter- und Bouldertraining zu Hause.


Klassiker von Squadra: der Fichtl

Einer der Klassiker bei Squadra Climbing Holds ist der Fichtl. Den Fichtl gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und Größen. Bei den meisten davon handelt es sich um großformatige Volumen, die zum dreidimensionalen Klettern eingesetzt werden. Je nach Ausführung haben sie einen Durchmesser von bis zu 80 Zentimetern und stehen fast 40 Zentimeter aus der Wand heraus. Es gibt kaum eine Kletterhalle, die keinen Fichtl verbaut hat.

Über 1000 unterschiedliche Griffe hat Squadra bislang entwickelt – „und wahrscheinlich doppelt so viele geshapt und wieder verworfen“, erzählt Reini Fichtinger. Gerhard ergänzt: „Eine gute Idee allein reicht nicht. Man muss daraus mehr entwickeln können.“ Es braucht eine Skalierbarkeit. Denn die Griffe werden in Sets verkauft – 120 davon umfasst das aktuelle Angebot. Je nach Set beinhaltet dieses zwischen 2 und 20 Griffen unterschiedlichster Größe, aber immer von einer ähnlichen Machart – ein Griff-Typ in verschiedenen Ausprägungen.


Bouldern boomt – drinnen und draußen

Squadra hat gut zu tun, denn das Indoor-Klettern ist gefragt wie nie. Vor allem in den letzten fünf Jahren ist zudem das Bouldern, also das Klettern in Absprunghöhe ohne Sicherung, zum Trendsport avanciert. Bouldern ist dabei keinesfalls nur ein Sport für die U40-Zielgruppe. Passionierte (und hochklassige) Boulderer gibt es in jeder Altersklasse. Beim Bouldern ist nicht nur Griffkraft gefragt, vor allem Technik, Gleichgewichtssinn, Körperspannung und Balance sind erforderlich – und werden gleichzeitig trainiert.

Ursprünglich ist Bouldern keineswegs ein Hallen-, sondern ein Outdoorsport, stammt aus dem französischen Fontainebleau, rund 55 Kilometer südlich von Paris. Fontainebleau ist bis heute ein Mekka für Boulderer. In einem großen Waldgebiet liegen dort unterschiedlich große Felsblöcke verstreut. Fast jeder Fels bietet Boulder-Routen, auch für Anfänger. Anstelle der Seilsicherung wie beim Klettern kommen beim Bouldern Schaumstoffmatten, die „Crash-Pads“, zum Einsatz. Wie einen Rucksack trägt man sie auf dem Rücken zu seiner nächsten Boulderroute, um sie dort auf dem Boden auszubreiten. Stürzt man ab, landet man also einigermaßen weich.


Bouldern zu Hause trainieren – auch ohne Kletterwand

Um das Bouldern daheim zu üben, braucht es nicht unbedingt eine eigene Indoor-Kletterwand. Fürs Erste reicht beispielsweise ein Trainingsboard, auch Campusboard, Hangboard oder Griffbrett genannt. Diese aus Holz oder Kunststoff gefertigten Bretter enthalten unterschiedlich tiefe Griffe mit verschiedenen Abschrägungen und Winkeln und werden am besten über einem Türrahmen an die Wand geschraubt. Hieran kann der Boulder-Einsteiger ebenso gut trainieren wie der Profi.

Einfaches Hängen, Klimmzüge oder das Blockieren der Ellenbogen im 90- oder 120-Grad-Winkel –Trainingsmöglichkeiten gibt es viele. Sollten Sie am Anfang Probleme mit den Klimmzügen haben, können Sie die Enden eines Therabands am oder über dem Griffbrett befestigen, sodass eine Schlaufe etwa 60 Zentimeter nach unten hängt. Nun können Sie mit den Füßen in die Schlaufe treten – die Spannung des Bandes unterstützt Sie bei Ihren Klimmzügen, indem Sie Ihnen etwas Körpergewicht abnimmt.


Kletterwand selber bauen: So geht’s!

Schöne Züge, geschmeidige Bewegungen und dynamisches Weitergreifen: Der Reiz des Kletterns und Boulderns fehlt natürlich beim Trainieren am Trainingsboard. Lösung: eine Indoor-Kletterwand zu Hause selber bauen! Ob im Keller, im Hobbyraum oder in der großen Gartenhütte, eine DIY-Kletterwand lässt sich vielerorts errichten. „Dazu braucht man nicht viel“, sagt Gerhard Hörhager.

Für die Wand selbst benötigen Sie zwei Multiplex-Platten mit einer Größe von 2 x 1,25 Metern und einer Stärke von 18 Millimetern. „Ich würde die Konstruktion mit M10-Dübeln an der Wand des Raumes befestigen. Als Grundkonstruktion nimmt man 10er-Kanthölzer, die an der tragenden Wand befestigt werden. Von dort aus kann man dann seine Unterkonstruktion mit stabilen Metallwinkeln und 8-Zentimeter-Dachlatten bauen“, erklärt Gerhard. Wenn Sie die Griffe später nicht einfach nur mit Spax-Schrauben im Holz verankern möchten, sollten Sie ein Bohrraster erstellen. Im Abstand von je 20 Zentimetern horizontal und vertikal Löcher in die Multiplexplatten bohren und mit Flanschmuttern versehen. So lassen sich die Griffe später ganz einfach an der Wand befestigen und immer wieder nach Bedarf umschrauben.

„Auf jeden Fall sollte man beim Bau darauf achten, dass man einen Überhang von etwa 20 bis 30 Grad wählt. Wenn man es noch schwieriger haben will, kann man auch auf 40 Grad Neigung gehen oder mit einer stabilen Metallkettenkonstruktion, an der die Kletterwand eingehängt wird, dafür sorgen, dass man die Neigung nachträglich verändern kann.“ Denn eine senkrechte Boulderwand wird schnell langweilig.


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